Reichlich 1200 Demonstranten bei Montags-Demonstration

"Ich war vorige Woche hier und werde wieder kommen, so lange diese Montagsdemonstrationen stattfinden", sagte Carola Krischker. Die 51-jährige Feinoptikerin hat Angst vor dem, was mit Hartz IV auf sie zukommt. "Nach einem Schlaganfall bin ich gekündigt worden. Jetzt soll mir alles genommen werden, was ich in 35 Jahren geschaffen habe. Mit welchem Recht, frage ich."

Carola Krischker gehörte gestern Nachmittag zu den Teilnehmern der zweiten Jenaer Montags-Demonstration, zu der das Bündnis gegen Sozialabbau aufgerufen hatte. Waren es in der vergangenen 800 Frauen und Männer, die dem Aufruf gefolgt waren, so gingen gestern mehr als 1200 Jenaer auf die Straße, wie die Polizei schätzte.

"Wir werden es nicht hinnehmen, dass die Arbeitslosenhilfe-Empfänger künftig noch weniger bekommen als jetzt", sagte Michael Ebenau von der IG Metall. Nach dem Willen der Regierung solle die Armut zementiert werden mit Hartz IV. Denn Kinder von Arbeitslosen könnten sich künftig kein Studium mehr finanzieren.

"Wir brauchen noch einen langen Atem und viele Demonstrationen, um unsere Ziele durchsetzen zu können", so Ebenau.

Dr. Gudrun Lukin (PDS) verwahrte sich dagegen, dass die Befürworter der Demonstrationen als Populisten und Rattenfänger bezeichnet werden. "Bei diesen Äußerungen von Regierungsseite ist keine Rede davon, dass Hartz IV - und nichts anderes - zu den Protesten führte."Der Demonstrationszug führte vom Holzmarkt über den Teichgraben, den Leutra- und den Fürstengraben hin zum Löbdergraben und von dort zurück zum Holzmarkt. Die nächste Demonstration beginnt am Montag, 17 Uhr.

(Quelle:TLZ, 18.08.04)




Zu viele "Rechte" bei den "Parteilosen"

Ging es hier tatsächlich noch um Hartz IV? Foto: BernstJena. (tlz/tb) Die als parteipolitisch unabhängige Montags-Demo gegen Hartz IV deklarierte Veranstaltung am Seidelparkplatz wurde beendet, noch bevor sie begonnen hatte. Am Versammlungsort hatten sich auch Menschen eingefunden, die von der Polizei der rechts-nationalen Szene zugeordnet wurden. Die Forderung der Polizei, zur Gewährleistung der Sicherheit 15 Ordner zu benennen, konnte Versammlungsleiter Uwe Luthardt nicht erfüllen. Er löste die Kundgebung auf.

Uwe Luthardt, der sich nicht als "Werbeträger der PDS" missbrauchen lassen will, will weitermachen. Gegen die Teilnahme von NPD-Anhängern und Repubikanern habe er nichts, wenn die keine Symbole zeigen und sich friedlich verhalten, sagt er.

Nach Absage der Demonstration machten sich etwa 50 Demonstranten dennoch auf den Weg ins Zentrum, forderten ein "neues System" für die Bundesrepublik. Gegendemonstranten, die sich in Sprechchören gegen Nazis aussprachen, versuchten sie am Vordringen zu hindern. Die Polizei konnte Rangeleien nicht gänzlich verhindern.

(Quelle:TLZ, 18.08.04)




Mehr Menschen bei Montagsdemo

Jena (OTZ/L. P./F. D.). Zwischen geschätzten 1200 und 1500 Menschen protestierten gestern in Jena bei der Montagsdemonstration auf dem Holzmarkt gegen die "Hartz IV"-Gesetze. Bei einer zweiten angemeldeten Demonstration zur gleichen Zeit versammelten sich auf dem Seidelparkplatz nur etwa 40 Jenaer, darunter 25 Anhänger der rechten Szene.Zunächst sah es zur Kundgebung um 17 Uhr auf dem Holzmarkt so aus, als kämen zur zweiten Demo des Bündnisses gegen Sozialabbau weniger Menschen als noch vor einer Woche. Höchstens 400 bis 500 Jenaer verfolgten unmittelbar die Reden von Michael Ebenau von der IG Metall Jena-Saalfeld und PDS-Stadträtin Dr. Gudrun Lukin. Sie bezeichneten die Finanzierung einseitiger Steuerentlastungen für Großunternehmen und Besserverdienende zu Lasten von Rentnern, Patienten und Arbeitslosen als Skandal. Als sich 20 Minuten später dann der Demonstrationszug in Bewegung setzte, schlossen sich aber immer mehr Menschen an. Auf dem Fürstengraben reichte der friedliche Zug von der Kreuzung Heinrichsberg bis zum Hotel "Schwarzer Bär".

Chaos hingegen herrschte auf dem Seidelparkplatz, auf dem sich gegen 17 Uhr eine von Gründer Uwe Luthardt als "unabhängig" bezeichnete "Initiative gegen Hartz IV" versammelte. Etwa 25 Demonstranten aus dem rechten Spektrum wollte er zunächst nicht aus seiner geplanten Demo durch die Innenstadt ausschließen, entschied sich Zu einer kurzzeitigen Annäherung der beiden Demonstrationen kam es in der Grietgasse, Ecke "Roter Hirsch"-"Dresdner Bank". Der sehr kleine, aber dafür um so lautere und sich aggressiv gebärdende rechte Trupp unter Führung von Jenas NPD-Chef Ralf Wohlleben, der Mitglied des Ortschaftsrates Lobeda-Altstadt ist, skandierte "Wir sind das Volk!", was auf "Nazis raus!"-Rufe von der anderen Seite stieß. Die Jenaer Polizei hatte die Lage allerdings zu jeder Zeit unter Kontrolle. Zwischenfälle gab es nach Informationen von Ren- Treunert, Leiter der Polizeiinspektion Jena, nicht.

Für den nächsten Montag hat das Jenaer Bündnis gegen Sozialabbau erneut zum Protest aufgerufen. Neben der gewachsenen Teilnehmerzahl wertete Gewerkschafter Michael Ebenau als Erfolg, dass es den Rechten, anders als in anderen Städten, nicht gelungen sei, sich an die Spitze des Protestes zu stellen.

(Quelle:TLZ, 18.08.04)


zurück